WE MAKE VERSIONS
Kuration zusammen mit Katja Schoeder und Ausstellungsbeitrag, Westfälischer Kunstverein, Münster, 2011

BASALT, MONERA, CRAQUELÉ
Verschiedene Materialien, 2011

MONERA
Verschiedene Materialien, 2011

„HOCH LEBEN DIE MONEREN!“ Ernst Haeckel

MONERA = LEBEWESEN IM „URSCHLEIM“
BATHYBIUS = „URSCHLEIM“

Ernst Haeckel hatte im Gefolge der Darwinschen Evolutionstheorie Lorenz Okens Theorie der Entstehung primitiver Lebensformen aus einer Art „URSCHLEIM“ aufgegriffen. Er postulierte die Existenz von Lebewesen, die nur aus einer einzigen Substanz bestehen und somit die Basis des Lebens bilden. Diese Lebewesen nannte er MONEREN.

1868 untersuchte der Biologe Thomas Henry Huxley Bodenproben aus dem Atlantik, die zehn Jahre zuvor beim Verlegen des ersten
transatlantischen Kabels genommen und in Alkohol konserviert worden waren.Huxley fand in den Proben eine gelantinöse, homogene, diffuse Masse, in die COCCOLITHEN eingebettet waren. Huxley identifizierte diese Masse als Gattung der MONERA und benannte sie Haeckel zu Ehren BATHYBIUS HAECKELII. Haeckel stellte sich vor, der ganze Meeresboden wäre mit diesem URSCHLEIM überzogen, aus dem das Leben entstanden war.

Während der Challenger-Expedition mit der HMS Challenger von 1872 – 1876, an denen auch Thomson beteiligt war, wurde versucht, lebendes BATHYBIUS zu finden, jedoch erfolglos. Die Forscher der Challenger fanden schließlich heraus, dass Bathybius nichts anderes war, als kolloidal ausgefälltes Kalziumsulfat. Diese Reaktion tritt bei Zugabe von Alkohol auf.
Huxley akzeptierte diese Erkenntnis und sah seinen Irrtum ein. Haeckel tat sich damit schwerer und hielt noch länger am URSCHLEIM fest.

Heute wird Bathybius als verständlicher Irrtum bewertet, löste es doch scheinbar mehrere Probleme: es war die urtümlichste Lebensform, der evolutionäre Vorläufer für alle Lebewesen, die Elementar-Einheit der Cytologie, Hauptbestandteil der Meeressedimente (durch die COCCOLITHEN, die heute anderen Lebewesen zugeordnet sind), sowie Nahrungsquelle für höhere Organismen in der nahrungsarmen Tiefsee. Mit dem Wegfall der Existenz von BATHYBIUS waren all diese Fragen wieder ungelöst. Der Fund von BATHYBIUS inspirierte weitgehende Forschungen, die zu neuen Erkenntnissen und letztlich zur Erkenntnis des Irrtums führten.

KS

MONERA
Verschiedene Materialien, 2011

CRACKS
Glas, 2011

Contraction Differentielle TRIDIMENSIONELLE – The Garden CYRUS
Glasblock, 20 x 28 x 20 cm, 2011

WOLKENKUCKUCKSHEIM
Keramik mit Craquelé-Glasur, 2011

WOLKENKUCKUCKSHEIM
Keramik mit Craquelé-Glasur, 2011

BASALT
Basalt, Feldspat, Wasser in unterschiedlichen Mischverhälnissen, verschiedene Temperaturen, 2011

Basalt / Magma
In einem großen Ofen habe ich versucht die verzögerte Abkühlung von Magma nachzustellen.

Die polygonalen ( 5- 6- seitigen) BASALTSÄULEN die z.B. am Giant‘s Causeway, Irland, zu sehen sind, entstanden, indem das Magma aus der Erde trat und ganz langsam erkaltete. Sie zeigen eine Struktur auf, die nach ihrer chemischen Beschaffenheit nicht entstehen dürfte, da die Stoffe kein Gitternetz bilden können, so wie es Kristalle können. Es entsteht diese faszinierende geometrische Säulenlandschaftsarchitektur, welche an gotische Kathedralen oder Orgelpfeifen denken lässt.

Im 18 Jh. glaubte man, dass die Basaltsäulen von einem urzeitlichen Bildhauer gestaltet wurden, da man sich nicht vorstellen konnte, daß die Natur so eine präzise geometrische Formensprache hervorbringen kann. Die Neptunisten waren der Meinung, dass alle Gesteine einschließlich durch chemische Ausfällung aus einem UR-Ozean entstanden. BASALTSÄULEN seien deshalb nichts anders als Riesenkristalle solcher ozeanischen Bildungen. Die Gegenpartei im BASALTSTREIT waren die Vulkanisten, sie propagierten einen vulkanischen Ursprung der BASALTE.
Die Erde als ein sich stetig veränderten und erneuernder Planet. Dies stand im Widerspruch zu einem einmaligen und zeitlich begrenzenden Schöpfungsakt.

Seit 2002 weiß man, dass die polygonale Begrenzung Spannungsrissen entspricht. Spannungsrisse und Säulenstruktur entstehen am Kontakt des MAGMAs mit der kalten Umgebung und wachsen von dort in das erstarrende Magma hinein. >> Das führt dazu, dass die Längsachsen der Säulen senkrecht zur Abkühlungsfront stehen. Oben erkaltet das Magma schneller, als unten. Der Bruch, der dabei entsteht folgt dem Weg der
größten Spannungsfreiheit. Die Regeln, nachdem diese Brüche entstehen kann man nicht genau benennen. Der Entstehungsprozess ist evolutionär zu verstehen. Es ist wie ein eingefrorener Film, von dem was passiert ist.

Mit dem Physiker Dr. Steffen Bohn habe ich in Versuchsreihe 1.1. verschiedene Zusammensetzungen des Stoffes Magmas getestet. Für dieses Experiment stand ein Ofen bis 1250°C zur Verfügung. Dabei entstand u.a. ein Material, welches wir SCHAUMBASALT nannten. Dieses neu entdeckte Material (Schaumbasalt) wurde in einer Doktorarbeit über die Struktur, den Aufbau von Schaum besprochen. So wurde diese Neuschöpfung wieder in die Wissenschaft zurückgeführt.
Das erstaunliche an diesem Schaumbasalt ist, dass viele der Blasen eine hexagonale, pentagonale Struktur aufweisen.
Dies lässt hoffen, dass man durch Erhöhung der Temperatur und der präzisen Anmischung von MAGMA im Labor Basaltsäulen entstehen lassen kann!

KS

BASALT
Verschiedene Materialien, 2011